
DAS NEUE SCHAUEN IN DER ÄSTHETIK
Liane Collot d`Herbois Malerei und Fercher von Steinwands dichterische Gesänge
Vortrag Imanuel Klotz
DAS NEUE SCHAUEN IN DER ÄSTHETIK
von Liane Collot d`Herbois, Arnold Böcklin und Fercher von Steinwand
Die Malerin Liane Collot d`Herbois, der Dichter Fercher von Steinwand und der Maler Arnold Böcklin sind
Künstler, in deren Schaffen die Gesetze der Ästhetik aufgezeigt werden können. Rudolf Steiner be–
schreibt sie in Anknüpfung seiner Mysterien-Dramen: „…und wie es Naturgesetze gibt, so gibt es Gesetze
der Kunst, die man nicht etwa mit dem gewöhnlichen Bewusstsein handhabt, denn dann kommt nur
etwas ähnliches wie stroherne Allegorien heraus. Die Kunstgesetze müssen gehandhabt werden wie die
Natur selbst ihre Gesetze handhabt, wenn sie einen Menschen, ein Tier oder eine Pflanze entstehen
lässt.“ Damit ist auf ein ästhetisches Bewusstsein hingewiesen, das mit dem „neuen Schauen“ zu–
sammenhängt. Es waltet wie eine Mutter, die Kunstwerke wie ihre Kinder hervorbringt. Liane Collot
d´Herbois offenbart dieses Mutter–Kind Geheimnis exemplarisch als „Isis–Sophia–Imagination“. Isis heißt
ursprünglich die ägyptische Mutter des Horus–Kindes, mit dem wir heute den Christus als Geisteskind
verknüpfen können. Die drei genannten Künstler haben jeder auf ihre eigene Weise dieses Geisteskind
dargestellt. Dasjenige aber, worauf es bei einem solchen Künstler ankommt, ist das ganz besonders
weisheitsvoll gestimmte Bewusstsein, das das Geisteskind erkennen kann und schöpferisch
hervorzubringen oder zu gebären vermag. Dieses ganz besondere Mutter–Geheimnis kann und ist uns
heute verloren gegangen, und das ganz Besondere der genannten Künstler Fercher von Steinwand, Liane
Collot d´Herbois und Arnold Böcklin ist, dass sie zu den herausragenden Individualitäten gehören, denen
das Wiederfinden des Isis-Geheimnisses gelungen ist. Allgemeiner sich ausdrückend sagt Rudolf Steiner
das mit den Worten: „…was wir verloren haben, ist die Erkenntnis, ist die Anschauung des Christus Jesus.
Sie müssen wir wiederum finden mit der Kraft des Jesus Christus, die in uns ist.“ Direkter gesagt: Es gilt,
mit der Kraft des Christus den Christus finden. Steiner nennt sie direkt eine „Isiskraft“. (GA202,
24,12.1920)
Geheimnisvoller Weise waren die drei genannten Künstler mit dem legendären König Artus verknüpft.
Liane Collot hatte das Schicksal, nahe dem Schloss von König Artus bei Tintagel geboren zu sein und eine
Zeit lang dort gelebt zu haben. Fercher von Steinwand hingegen, der aus Kärnten stammt, nannte den
Jugendkreis „Artusrunde“, in dem er früh sein „dichterisches Schauen“ entfaltete. Arnold Böcklin aber ist
von Rudolf Steiners als eine Individualität erkannt worden, die in einem früheren Erdenleben zu der
ursprünglichen Artusströmung gehörte und einer der Ritter war, die der König Artus um sich geschart
hatte. Auch wenn man sich nur einem oder zweien dieser Geister zuwendet, fällt aus dem Vergleich aller
drei ein belebenes Licht auf das neue Schauen durch die Ästhetik. Wir haben hier – wenn man will –
Lehrer Individualitäten vor uns, die sehr gut wussten, dass sie das neue Schauen exemplarisch entwickelt
hatten, wodurch sie uns heute helfen können, es heute in der neuen Weise zu suchen.