Jahresbericht 2010

Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer!
Mitglieder des Mercurialis e. V. waren wieder in vielfältiger Weise tätig. Das zeigt der
vorliegende Bericht, den wir Ihnen heute schicken. Allerdings wäre manches nicht möglich
ohne Ihre finanzielle Unterstützung. Dafür danken wir Ihnen sehr herzlich.
Eine Spendenbescheinigung legen wir dem Bericht bei.
Ambulante Pflege
Mitarbeiterteam
Nachruf Barbara Kitt
Barbara Kitt ist am 13.02.2010 nach einer, etwas über einem Jahr dauernden, schweren Erkrankung
im Krankenhaus Friedrichshafen verstorben. Es hat uns sehr betroffen, dass sie nicht zu Hause
sterben konnte. Ihr persönlich war es ein Anliegen, unseren Patienten den Abschied in der häuslichen
Umgebung zu ermöglichen. In dem Gebiet der Sterbebegleitung engagierte sie sich sehr, besuchte
Fortbildungen und tauschte sich mit uns aus.
Frau Kitt hat am 01.04.1999 in unserem ambulanten Pflegedienst angefangen zu arbeiten. Als
Grundausbildung hat sie die Kinderkrankenpflege gelernt. In unsere Aufgaben, die wir vorwiegend in
der Erwachsenenpflege erfüllen, hat sie sich schnell eingearbeitet.
Frau Kitts Weg war die homöopathische Medizin und sie suchte immer nach Alternativen zur
Schulmedizin, wie Atemtherapie und Qui Gong.
Sie hat in der Zeit ihrer Mitarbeit, ihre an Demenz erkrankte Mutter bis zu deren Tod begleitet. Durch
diese Pflege erwarb sie sich einen reichen Schatz an Erfahrungen im Umgang mit Menschen, die an
diesem Krankheitsbild leiden. In vielerlei Hinsicht hat sie unsere Arbeit bereichert, wir vermissen sie
als Kollegin.
Zum Jahresbeginn sind weiterhin im Bereich der Kranken – und Familienpflege Sigrid Skok und Vera
Heim zu 100% als Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, Elisabeth Koch zu100 % als Altenpflegerin
beschäftigt. Sabine Graf hilft uns im geringfügigen Beschäftigungsverhältnis in der Pflege und Iris
Heyerhoff begann in der Mitte des Jahres, innerhalb ihrer Elternzeit, in der Pflege auszuhelfen. Die
Elternzeit ist zum 01. Januar um und sie hilft uns in kleinem Umfang.
Edda Rex half uns vorwiegend im Bereich der niederschwelligen Betreuung. Sie begleitet Menschen,
die Defizite in der Tagesstrukturierung haben und in diesem Bereich eine finanzielle Unterstützung
von der Pflegekasse erhalten.
Stundenweise unterstützten uns weitere 12 Helferinnen.
Tätigkeit
Unser Schwerpunkt, die Pflege des Menschen, nimmt jedes Jahr an Umfang zu. Es sind deutlich mehr
Menschen geworden, die wir innerhalb eines Jahres betreuen.
Wir erbrachten ca. 2350 Pflegeeinsätze (etwas weniger als im letzten Jahr).
Im Bereich der häuslichen Krankenpflege konnten wir ca. 4050 Behandlungspflegen erbringen. (das
ist eine 50 % Steigerung zum letzten Jahr).
Die Anfragen für Familienpflege sind wieder etwas mehr geworden. So halfen wir in 21 Familien mit
ca. 1.750 Stunden und 415 Einsatztagen aus.
Autos
Wir unterhalten weiterhin vier Autos. Die Mitarbeiterinnen haben jede eines zur Verfügung und die
aushelfenden Mitarbeiterinnen teilen sich das vierte Auto.
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Qualitätsarbeit
Dieses Jahr wurde eine Qualitätsprüfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen
durchgeführt. Seit 2010 werden die Ergebnisse benotet und können im Internet öffentlich eingesehen
werden. Uns wurde ein Gesamtergebnis von 1,2 ausgestellt, welches etwas besser als der
Landesdurchschnitt ist. Diese Prüfung wird nun jährlich stattfinden.
Die Mitarbeiterinnen nahmen an unterschiedlichsten Fortbildungsveranstaltungen teil:
Elisabeth Koch besucht den Grundkurs für anthroposophische Pflege, Vera Heim befindet sich in
der Ausbildung zur Wundexpertin und Sigrid Skok hat an einem Grundkurs für Kinästethik
teilgenommen.
Alle absolvierten ein Erste Hilfe Training. Weiter waren wir bei der internationalen Pflegetagung in
Dornach und bei diversen Kommunikationstrainings anwesend.
Rückblick / Ausblick
In diesem Jahr konnten wir in unserer Mitarbeitergruppe unsere Stabilität wider erlangen. Die
vielfältigen Aufgaben, die uns der Alltag stellt, haben wir gut bewältigt und konnten das Jahr in Ruhe
abschließen. Es ist auffallend, dass Menschen die ihre Alltagskompetenz verlieren immer häufiger
vorkommen. Die Begleitung dieser Gruppe stellt hohe Anforderungen an den Einzelnen. Wir müssen
uns verbaler Auseinandersetzung stellen und unser Handeln wird nicht immer als nötig empfunden.
Einfühlungsvermögen und ein hohes Maß an Flexibilität (welche Situationen sind noch erträglich für
alle Beteiligten, welche fordern andere Entscheidungen) sind Voraussetzung. Die Grenze, wie lange
eine Person in ihrer gewohnten Umgebung bleiben kann, ist nicht immer eindeutig. Oft muss es erst
zu herausfordernden Situationen kommen, bevor eine neue Entscheidung getroffen wird.
Einigen Patienten konnten wir ermöglichen, in ihrer gewohnten Umgebung ihren Lebensweg zu
beenden.
Sigrid Skok
Veranstaltungen
Unser Jahresprogramm begann mit den „Dauerbrennern“ aus dem therapeutischen Bereich: “Wickel
und Auflagen in der häuslichen Krankenpflege“ mit Sigrid Skok, Kinderkrankheiten und Impfungen mit
Tilman Feuchtinger und Frühlingsheilpflanzen mit Andreas Zucker – was später mit Sommerheilpflanzen
und Heilpflanzen in Herbst und Winter fortgesetzt wurde. Kinderkrankheiten u. Impfungen
fand viermal im Jahr statt, Schlafstörungen im Säuglings– und Kindesalter hat sich inzwischen auch
zu einem immer wieder dringend geforderten Gesprächsthema entwickelt und wurde deshalb zweimal
von Tilman Feuchtinger angeboten.
Um unseren Patienten die Möglichkeit zu geben, ein tieferes Verständnis für unsere Behandlungsweise
zu entwickeln, gab es zwei Abende mit Andreas Zucker: „Was ist anthroposophische Medizin?“
und „Maltherapie – ein selbstgeschaffenes Medikament“.
Im Juni fand ein Seminar zur biblischen Schöpfungsgeschichte statt, wobei der Blick einerseits auf die
traditionell jüdische und andererseits auf die anthroposophische Auslegung gerichtet war. Die Beiträge
und Einführungen in die Texte wurden von Heinz Friedrich, Emily Feuchtinger und Winfried Karitter
gestaltet und anschließend im Gespräch weiterentwickelt.
Sarah Kellog hielt wieder einen Sprachkurs „Lyrik im Leben“ (5 Abende) und ein sehr ansprechendes
Abendprogramm „ HEPHATA von Sternenwurzeln und Oliven.“ Das Programm handelte von der
Verantwortung des Menschen für die Natur und für sich selbst und vereinigte Texte und Musik aus
verschiedenen Kulturen.
Im Herbst trafen sich wieder Literaturfreunde aus nah und fern, um in unserem Wochenendseminar,
das wir mit der Sektion für schöne Wissenschaften in Dornach (zweimal im Jahr) veranstalten, an dem
Thema: Beziehungen zwischen Gestaltungsprozessen in der Natur und in der Sprache bei Friedrich
Hölderlin zu arbeiten.
Auf Wunsch der Teilnehmer wird das Thema dieses Jahr im Herbst fortgesetzt. (info bei Emily
Feuchtinger Tel.07553/1274 oder per Mail emifeu@feuprax.de)
Im November hatten wir einen schönen und gut besuchten Konzertabend mit Stephan Rieckhoff,
Violoncello und Leonhard Rieckhoff Klavier, und Werken von Franz Schubert und Dimitrij
Schostakowitsch.
Das zweite geplante Konzert mit dem Gémeaux – Quartett musste leider wegen Erkrankung des
ersten Geigers kurzfristig ausfallen.
Ein herzlicher Dank allen Mitwirkenden, Spendern und Teilnehmern!
Emily Feuchtinger
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Zusammenarbeit mit dem Bündnis für bio-dyn. Arbeit am Bodensee
Am 15./16. Mai 2010 veranstalteten wir mit Dr. Joachim Ziegler ein Wochenendseminar zum Thema
„Verhandeln – die Kunst der Zusammenarbeit“ im Werkstattgebäude des Lichthofes, 88633
Heiligenberg. 19 Teilnehmer – vorwiegend von bio-dyn. Höfen – schätzten die Möglichkeit, sich in
2 Tage lang in dieser Kompetenz zu üben.
„The miracle of Dornach“
so nannte ein Landwirt das Ereignis, zu dem er aus den USA angereist war.
Für die internationale landwirtschaftliche Tagung im Februar 2011 im Goetheanum in Dornach planten
wir im „Vertreterkreis“ um die landwirtschaftliche Sektion das Thema „Brennpunkte in der
Landwirtschaft“.
Die landwirtschaftliche Sektion des Goetheanum ist ein Forschungsgremium der gemeinnützigen
„Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft“ in Deutschland.
Mir schien der übliche Tagungsstil, mit Vorträgen von Experten, den brennenden Fragen, vor denen
wir Menschen stehen, nicht gerecht zu werden.
So schlug ich Claus-Otto Scharmer (COS), den Autor von „Theorie U“ vor, was auf breite Akzeptanz
stieß.
Mit der Frage, wie entsteht eigentlich Veränderung in der Gesellschaft, hat er den U – Prozess
entwickelt, denn mit den Fähigkeiten, die man aus der Vergangenheit gelernt hat, sei man den
Herausforderungen unserer Zeit nicht gewachsen. Seine Hauptentdeckung ist, von der Zukunft her
führen zu lernen. www.ottoscharmer.com.
Durch einen kunstvollen Prozess von kleinen, größeren und großen plenarischen Gruppengesprächen,
Gruppenaktionen und stillen Momenten, sowie der Zwiesprache mit sich selbst, kann eine
Gemeinschaft den Weg finden und gestalten von der Gegenwartsdiagnose über die Klärung der
eigenen Intentionen zu den selbst gewollten Veränderungen bis zur Gestaltung von konkreten
Initiativen.
Im März 2010 begann eine intensive Vorbereitung. Das Team setzte sich zusammen aus der
Sektionsletung am Goetheanum und deren Büro, COS´s Büro am MIT in Boston (USA), Ursula
Versteegen als Meisterin des U-Prozesses in Hamburg und unserem kleinen Mercurialis -Büro.
Zu den umfangreichen Vorbereitungen gehörte ein internationales Dialoginterviewprojekt mit 60
Gesprächen. Diese Gespräche wurden von 8 Menschen geführt.
Angela Baldini, Katja Reichenbacher, Anne Jänichen, Silvia Zuur und Roman Best, Susanne Trapp,
Jean-Michel Florin und ich.
Angela – als professionelle Eventmanagerin – Katja, Silvia und Roman haben sich so mit der Aufgabe
identifiziert und begeistert, dass sie mit Susanne Trapp und mir, zusammen mit der
landwirtschaftlichen Sektion, die Tagung vorbereiteten und mit COS eines der beiden
Moderationsteams wurden.
Anfang Januar konnten in Dornach doppelt so viele Anmeldungen verzeichnet werden, als in anderen
Jahren! Für 600 Teilnehmer hatten wir Platz und so mussten wir mehr als 100 Angemeldeten
absagen.
Unsere Vorbereitungen hatten also auf ein großes Bedürfnis in der bio-dyn Bewegung getroffen.
Was war dieses Bedürfnis? Ich glaube, es war die Gewissheit, dass jeder selbst die Veränderung,
Brennpunkte in Leuchtpunkte zu verwandeln, in die Hand nehmen muss. Die Gewissheit, dass die
Verantwortung nicht mehr delegierbar ist, weder an die Politik noch an die Anderen im weitesten
Sinne.
Jetzt ist die Tagung seit einigen Tagen vorbei. Menschen aus 25 Nationen waren gekommen. In
5 Sprachen wurde übersetzt, sodass Südkoreaner, Nepalesen, Peruaner, Afrikaner usw. einander
verstehen konnten und in Erscheinung traten. Selten habe ich so viel Begeisterung, Dankbarkeit und
Aufbruchstimmung erlebt, wie in dieser 1. Februarwoche 2011.
Entschlüsse für sehr viele Veränderungen und Veränderungsprojekte wurden gefasst. Seit Montag ist
mir bewusst: diese Tagung hat Folgen. Eine neue Aufgabe erwuchs aus diesem Ereignis: die
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Unterstützung der vielen Menschen, die Initiativen des Wandels ergreifen wollen und die in die alte
Routine nach Hause zurückkommen.
Denn alles Neue braucht Schutz, so wie erst die Ruhe unter dem Dunkel der Bodendecke den
Samen zum Keimen bringt.
Ilsabé Zucker
Zusammenarbeit mit dem Heggelbachhof
Im Juli fand unser Sonntagsfrühstück statt. Bei einem Rundgang über unsere Flächen erkundeten wir
vorhandene Biotope. Wir richteten unser Augenmerk hauptsächlich auf die dort wachsenden Kräuter.
Andreas Zucker erklärte uns die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten dieser Heilpflanzen. Nach
dem Frühstück, das wir mit den gefundenen Kräutern – als Tee oder im Quark- anreicherten, trafen
wir uns zu einem Gespräch. Die Artenvielfalt und was wir in unserem Umfeld dazu beitragen können,
war dieses Mal das Thema.
Im Oktober stellten wir wieder gemeinsam mit anderen Höfen und vielen Helfern unsere biologischdynamischen
Präparate her. Anschließend befassten wir uns mit der Brennnessel als
Präparatepflanze.
Im April 2011 wollen wir für die Aktion „ Zukunft säen“ Kartoffeln stecken.
Zusammen mit dem Verein sind wir über die zukünftige Gestaltung der Lehrlingsausbildung und
Praktikantenbetreuung im Gespräch.
Maltherapie
Mit Erleichterung und Freude konnte noch vor Ostern das lange vorbereitete Maltherapiebuch
„Licht/Finsternis/Farbe in Sozialtherapie und Heilpädagogik“ aus der Druckerei Dürnau ausgeliefert
werden mit vorerst einer Auflage von fünfhundert Exemplaren.
Dank der Grosszügigkeit der Druckerei konnte trotz deutlich mehr Farbabbildungen und erhöhter
Seitenzahl der Preis zum letzten Buch mit nur fünf Euro Aufschlag fast gehalten werden.
Die Fallbeschreibungen sind in diesem Band ungekürzt detailliert mit allen Therapiebildern. Im Text
lassen sich somit die sehr individuellen Verläufe in der Therapie mit behinderten Menschen gut und
anregend nacherleben.
Das nächste Jahr ist erstmal Pause mit Bücherdrucken.
Andreas Zucker
Mit freundlichen Grüßen
Sigrid Skok Ilsabé Zucker
Salem, 11.02.2011

 

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