Jahrebericht 1999
Liebe Spender, Freunde Mitglieder, Förderer,
Gäste, Helfer, Paten….!
allen Ihnen möchten wir an dieser Stelle für Ihre
vielfältige Hilfe,
– sei es finanzieller Art durch eine Spende,
Patenschaft oder sonstige Zuwendung,
– sei es durch tätkräftiges Zupacken bei
Arbeiteinsätzen auf dem Acker oder bei
Veranstaltungen
– oder sei es als Gäste, Teilnehmer und
Besucher bei unseren Konzerten,
Vorträgen und praktischen Kursen,
ganz herzlich danken!
Nur durch einen solchen Umkreis von mittragenden
Menschen ist es heute möglich, im
Therapeutischen, Künstlerischen und Sozialen
etwas Anderes, Neues in die Welt zu bringen.
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Ambulante Hilfen
Unsere Mitarbeitergruppe besteht zur Zeit aus
drei Krankenschwestern und einer Kinderkrankenschwester:
Sigrid Skok (100 %), Vera Heim
(80 %), Helmi Reutzel (100 %) und Barbara Kitt
(50 %).
Die anthroposophische Krankenpflege war für
die beiden neuen Mitarbeiterinnen ein
weitgehend unbekanntes Arbeitsfeld und wir
versuchen ihnen dieses Gebiet näherzubringen.
Mit Andreas Zucker treffen wir uns regelmäßig
zur Fortbildung (Themen: „Sinn von Krankheit,
Krebstherapie, Temperamente“ ).
Helmi Reutzel, Barbara Kitt und Sigrid Skok
hatten Ende März die Möglichkeit an einer
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Fortbildungswoche in rhythmischen
Einreibungen auf dem Lehenhof teilzunehmen.
Barbara Kitt konnte im November ein Treffen
über den Umgang mit Sterbenden in der Klinik
Öschel-bronn besuchen. In unserem
regelmäßigen Pflegetreff lesen wir gemeinsam
kleine Texte zur internen Fortbildung.
Susanne Pantke hat uns nach dreieinhalb
Jahren Mitarbeit verlassen, um ein neues
Aufgabenfeld zu erproben. Unser Team erfährt
jedes Jahr eine neue Zusammensetzung und
unsere Aufgabe ist es, Neuanfänge zu üben.
Zum Jahreswechsel 98 / 99 löste sich unsere
derzeitige Pflegerunde (regelmäßige Pflegepatienten)
fast auf. Einer Patientin ging es wieder
so gut, dass sie keine Hilfe mehr benötigte. Bei
einer anderen Patientin wurde die Grenze der
ambulanten Betreuung erreicht und sie musste
ins Heim umziehen.
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Zwei unserer längerfristig betreuten Menschen
verstarben um die Weihnachtszeit.
Im Sommer betreuten wir einen sehr intensiven
Pflegepatienten, der dann auch zu Hause
sterben konnte.
Für die Mitarbeiterinnen sind intensive Pflegen
die beste Möglichkeit einer guten Einarbeitung,
da in diesen Fällen genaueste Absprache und
Unterstützung gefragt ist.
Um so mehr staunen wir, dass innerhalb
kürzester Zeit neue Menschen um längerfristige
Hilfe anfragten. Mittlerweile betreuen wir zwei
Pflegerunden und eine Dritte ist im Entstehen.
Unser Wunsch nach verstärkter Pflegenachfrage
ist in Erfüllung gegangen. Dies bedeutete aber
auch eine Umorientierung. Die Wochenenddienste
werden länger und ein regelmäßiger
Abenddienst musste eingerichtet werden.
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In der Familienpflege besteht weiterhin regelmäßige
Nachfrage.
Insgesamt ist zu beobachten, dass die Ärzte mit
den Verordnungen bewusster umgehen und die
Krankenkassen eine Kostenübernahme immer
häufiger ablehnen.
Wir waren das ganze Jahr gut ausgelastet. In
diesem Jahr gab es viel Ausfall der Mitarbeiter
durch Krankheit. Ich hoffe, daß es nur durch
„Abschied – Nehmen und Neuanfang – Finden „
ausgelöst wurde und sich normalisiert.
Unser Pflegezimmer wird inzwischen als
Sprechzimmer von Isola Schubert mitbenutzt,
trotzdem steht es weiterhin für Geburten und
Wochenbettpflegen zur Verfügung. Dieses Jahr
verbrachten zwei Frauen ihr Wochenbett dort
und zur Zeit wartet das ganze Haus auf eine
weitere Geburt.
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Endlich konnten wir uns auch zum Kauf eines
Handys durchringen. Schon nach kurzer Zeit hat
sich diese Anschaffung bewährt; wir sind jetzt
wirklich jederzeit persönlich erreichbar.
Für das begonnene Jahrtausend wünsche ich
mir eine engere Verknüpfung unserer
verschiedenen Standbeine des Vereins und
freue mich über jede Anregung und Mitarbeit.
Sigrid Skok
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Begegnung in der Arbeit –
Hofgemeinschaft Heggelbach und
Freunde
Im Rückblick 98 konnten Sie lesen, dass
Vorbereitungen für eine Hecke um die Jungviehweide
getroffen wurden.
Patenschaften haben das ermöglicht.
Im Winter 98/99 entstand eine Sträucherzusammenstellung
für eine ca. 300 m lange zweizeilige
Hecke.
Aus 30 Pflanzenarten soll einmal eine Hecke
ent-stehen, die viele Aufgaben erfüllt:
1. Sie soll schön sein!
2. Es soll (fast) das ganze Jahr über etwas
blühen, das den Bedürfnissen der Bienen
und anderer Insekten gerecht wird.
3. Dorniges und Stachliges soll Kleintieren
und Vögeln Schutz bieten.
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4. Blätter und Rinde sind wertvolles Beifutter
für die Jungtiere, um deren Weide die
Hecke gepflanzt wurde.
5. Fruchtendes soll Futter für Vögel und
anderes Getier bieten.
6. Die Heckenraine sind wertvolle
Lebensräume für unzählige Tierarten.
7. Die Hecke soll wie ein Kamm starke Winde
abmildern und durch eine wellenartige
Wipfellinie bremsen, so dass im Heckenschatten
keine schädlichen Fallwinde
entstehen, die den Ackerboden beieinträchtigen.
Wird die heranwachsende Hecke geschnitten,
wird wertvolles Laubheu für die Tiere als Würzund
Medizinfutter im Winter gewonnen.
Im Frühjahr wurden 650 Pflanzen bestellt.
Der 27. März 1999 schien uns im Vorblick als
Pflanztag am Besten geeignet zu sein.
Am Morgen dieses Tages goss es in
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Strömen … und hörte den ganzen Tag nicht wieder
auf!!
Etwa 20 engagierte Kinder, Jugendliche und
Erwachsene waren, nachdem sie sich an die
Wetterbedingungen gewöhnt hatten, begeistert
dabei. Tatsächlich hatten wir abends 300 m
Hecke gepflanzt, Reisig dick aufgelegt und so
eingezäunt, dass Kuhherde und Wild den
Pflanzen nicht schaden können.
Unglaublich, wie in einem halben Jahr der ganze
Streifen wieder durch Gras und Unkraut
überwuchert war!
Gut, dass sich ca. 15 Menschen entschlossen
hatten, die erste Sommerferienwoche 99 in
Heggelbach bei der Arbeit zu verbringen.
Morgens um halb sieben begann die Arbeit mit
der Hofgemeinschaft.
Neben der Arbeit in der Gemüseernte, wurden
Blüten von Kamille und Schafgarbe sowie
Schachtelhalm für die Präparateherstellung im
Herbst gesammelt.
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Die Hauptarbeit war jedoch, die frisch gepflanzte
Hecke zu jäten und dick mit Stroh zu bedecken,
um für die Sträucher und Bäume störendes
Graswachstum zu verhindern.
Die Hofgemeinschaft nahm uns gastlich auf und
versorgte uns mit leckeren Mahlzeiten. Wie
konnten wir die schätzen bei der ungewohnten
Anstrengung!
Am Nachmittag um 17 Uhr hatten wir die Freude,
eine Stunde mit Jan Hilbert, Mitarbeiter im Atelier
Dreiseitl, zu singen.
Jeder Abend wurde von etwa 22 Paaren, uns
und anderen Tanzlustigen der umliegenden
Höfe, mit einem Tanzkurs von Andreas Lehmann
fröhlich abgerundet. Schließlich endete die
Woche mit einem vergnüglichen Tanzfest mit
Buffet, Zauber- und Flamencotanzvorstellung
sowie der Dar-bietung unserer Chorstücke.
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Am 25. April 99 gab es ein Sonntagsfrühstück
auf dem Hof, bei dem wir wieder, wie üblich, mit
unseren vielen Gästen den Löwenzahn für die
Präparate pflückten. Als Thema hatten wir die
„Perspektive der Landwirtschaft oder
Heggelbach im Jahre 2020″ gewählt.
Im Rahmen der „Aktionstage Ökolandbau“
fand am 4. Juli 99 ein weiteres
Sonntagsfrühstück statt mit Attraktionen wie:
„Kuhfladenroulette, Stroh-ballenweitwurf und
Käsesortenraten. Durch etliche
Parallelveranstaltungen und sengende Hitze war
diese Veranstaltung leider nicht so gut besucht,
wie wir uns das gewünscht hatten. Dafür waren
aber am Abend zu dem Benefizkonzert von Ana
Maria und Oskar Bohorquez wieder zahlreiche
Besucher nach Weildorf gekommen, die auch
alle äußerst begeistert und zufrieden nach dem
musikalischen und einem kulinarischen Genuss
wieder nach Hause gingen.
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Der 2. Oktober 1999, der Präparatetag, gab als
letzte Veranstaltung wieder eine wunderbare
Möglichkeit, tatkräftig und verständnissuchend
an den Grundpfeilern der biologischdynamischen
Landwirtschaft mitarbeiten zu
dürfen. Dank vieler Helfer konnten alle Präparate
für das nächste Jahr hergestellt werden.
Eventuell kann auch der Wunsch, einmal beim
Rühren und Ausbringen der Präparate dabei zu
sein, im neuen Jahr aufgegriffen werden.
Durch die praktischen Einsätze konnten wir
naturpflegerische Maßnahmen voranbringen, die
durch die Patenschaften finanziell ermöglicht
wurden.
Durch weitere neue Patenschaften könnten noch
viele landschaftsgestaltende Aufgaben ergriffen
werden.
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Das schöne bei allen Veranstaltungen ist das
Interesse am Gespräch und der Begegnung
zwischen der Hofgemeinschaft und ihren Gästen
und Freunden. Ich freue mich auf das neue Jahr!
Ilsabé Zucker
Veranstaltungen
Was war alles los im letzten Jahr?
Wunderschöne Konzerte in einem so vollen
Saal, dass die Stühle nicht reichten…
Ein Seminar mit Miha Pogacnik, Klaus Dumke
und Lisbeth Wutte zum Thema „Musikalische
Menschenkunde“.
Wie immer hatten wir Wickelkurse und eine
Reihe medizinisch therapeutischer
Themenangebote, die auf sehr unterschiedliches
Interesse stießen…
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Lisbeth Wutte (Sprach- und Theaterpädagogin)
gab einen sehr lebendigen Abend zur Kindersprache.
Diese Arbeit wollen wir in Zukunft
weiter ausbauen, da sich in diesem Bereich
immer mehr Probleme abzeichnen.
Es wird deshalb noch nötiger als bisher, hier ein
waches Bewusstsein zu entwickeln und
gleichzeitig praktisch erzieherisch und therapeutisch
auf die entstandenen Fragen einzugehen.
Dabei soll die Freude an der Sprache ein
wesentliches Element sein – nicht nur für
Kinder.
Eine Lesung aus dem noch unveröffentlichten
Werk von Nelly Sachs, zur Zeit des
Totengedenkens, gab einen Eindruck von der
menschlichen und künstlerischen Tiefe dieses
Werkes, der besonderen Erfahrung im Umgang
mit Tod und Sterben und der Umsetzung in
lyrische Sprache.
Ein schönes, spannendes Ereignis waren im
Frühjahr die Aufführungen der neu gegründeten
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Eurythmiebühne Salem zu dem Werke Reiner
Kunzes. Die Eurythmiebühne hat sozusagen
„unter dem Dach“ des Mercurialisvereins ihre
Bretter aufgeschlagen, eine neue Bereicherung!!
(Genaues kann man dem Sonderprospekt
entnehmen)
Im Herbst hatten wir nun schon das 3. Jahr ein
„Wochenendseminar zur poetischen Sprache“,
zusammen mit der Sektion für schöne Wissenschaften.
Diesmal stand ein zeitgenössischer
Schriftsteller im Mittelpunkt: Peter Handke.
Die intensive Beschäftigung von Freitag bis
Sonntag mit dichterischer Sprache (die letzten
Male Hölderlin und Novalis) ist jedes Mal ein
Fest.
„Die geistige Nahrung, die wir von diesen
Wochenenden mitnehmen können, ist
unschätzbar!“ schrieb einer der Teilnehmer,
selbst Schriftsteller, anschließend in einem
Dankesbrief.
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Das ist nun genau das, was wir uns wünschen
-und worüber wir uns freuen, wenn es manchmal
gelingt – Momente schaffen – ob es um sogenannte
„Alltagsprobleme“ geht, oder ob wir nur
für kurze Zeit aus dem Alltag heraustreten
können- die uns innerlich „ernähren“ – aktiv und
lebendig werden lassen.
Ideen hätten wir dazu noch einige – Sie auch?
Dann schreiben Sie uns! Wir freuen uns, Ihre
Wünsche, Bedürfnisse, Fragen und Kritik zu
erfahren.
Manches, was wir gerne anbieten würden, ist für
uns derzeit nicht finanzierbar. Wenn Sie helfen
können unser Programm zu erweitern, wären wir
– und vielleicht auch Sie – sehr dankbar!
Emily Feuchtinger
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AUSBLICK
Vortrag von Christoph Klemmer, am
Sonntag, 13.2.2000, 20 Uhr
auf dem Lehenhof, Deggenhausertal.
Thema: „Geistige Motive in der Entwicklung
des Hofes“
Hof „Sophienlust“ ist eine
Landwirtschaftsgemein-schaft aus Betriebsleitern
und einem bis ins Wirtschaftliche verantwortlich
mittragenden Freundeskreis.
Am 9. 4. 2000, Sonntagsfrühstück in Heggelbach
Voraussichtliches Thema: „Marktwirtschaft und
eine Alternative dazu“, mit H. Strenz, der über
seine Erfahrungen auf dem „Buschberghof“
berichtet, auf dem Erzeuger und Verbraucher
gemeinsam wirtschaften.
Eventuell mit Gesprächsrunde am Samstag, 8.4.